Barlachs Hölzerkosmos
Mit knapp dreißig von einhundert Holzskulpturen, die Ernst Barlach schuf, besitzt unser Museum den umfangreichsten Bestand dieser Werkgruppe.
Für Ernst Barlach hatte der Werkstoff Holz einen besonderen Stellenwert.
In einem Brief an seinen Vetter Karl im Jahr 1914 nennt Barlach seine bildhauerischen Werke »holzgewordene seelische Erlebnisse«².
Dass Barlachs originäre Bildwerke in erster Linie Holzskulpturen sind, und dass sich der Künstler selbst vor allem als »Holzbildhauer«³ verstand, ist ein Faktum, das wir besonders hervorheben möchten.
Barlach der Holzbildhauer
Es bleibt ein anhaltendes Problem, dass sein aus knapp 100 Hölzern bestehendes Kern-Œuvre durch ein Mehrfaches an meist posthumen Bronzeplastiken umzingelt und verstellt ist − Güsse von Werken, die Barlach selbst in den seltensten Fällen für eine Ausführung in Bronze vorgesehen hatte.
Dieses Ungleichgewicht überlagert die Werkwahrnehmung bis heute, und es beeinflusst die Rezeption, in dem es zentrale künstlerische Entscheidungen nivelliert.
Wir bieten ausführliche Informationen zu Barlachs Holzwerken in unserem Hölzerband, der im Museumsshop erhältlich ist.
Zu Barlachs 150. Geburtstag am 2. Januar 2020 haben wir alle zwischen Lübeck und Zürich erreichbaren Hölzer neu fotografieren lassen. Ergebnis dieses Mammutprojekts ist der umfangreiche Bildband: 72 der 85 erhaltenen und heute nachweisbaren Holzskulpturen werden darin ausführlich vorgestellt.
Anmerkungen zum Text:
1 Ernst Barlach: Die Briefe. Kritische Ausgabe in vier Bänden, hrsg. von Holger Helbig, Karoline Lemke, Paul Onasch und Henri Seel, unter Mitarbeit von Volker Probst, Franziska Hell und Sarah Schossner, Berlin 2019, Bd. 4, Nr. 1734 (6. Januar 1935), S. 12.
2 Ebd., Bd. 1, Nr. 382 (12. Juni 1914), S. 588.
3 »Mein Beruf ist ja die Holzbildhauerei«, ebd. Bd. 1, Nr. 385 (an Reinhard Piper, 29. August 1914), S. 592.